Dr. Silke Schielberg
Grenzen regionaler Kooperation an der EU-Außengrenze
Die Beziehung der russischen Region Kaliningrad zu ihren polnischen und litauischen Nachbarn
erschienen in der Reihe "Kieler Schriften zur Friedswissenschaft" Band 16
veröffentlicht im LIT-Verlag
Betreuerin: Prof. Dr. Hanne-Margret Birckenbach
Die Arbeit befasst sich mit den Möglichkeiten einer grenzüberschreitenden Kooperation innerhalb einer gesamteuropäischen Perspektive. Dabei wird analysiert, wie einer Teilung zwischen Ost- und Westeuropa durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Regionen insbesondere vor dem Hintergrund bestehender Asymmetrien an der neuen EU-Außengrenze mit Russland entgegen gesteuert werden kann. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit grenzüberschreitender Kooperation konzentriert sich auf die Situation an der Grenze zwischen der russischen Region Kaliningrad und den angrenzenden polnischen und litauischen Regionen, da in diesem seit dem Zerfall der Sowjetunion gewachsenen Kooperationsraum Zusammenarbeit durch die Osterweiterung der EU droht behindert und das Kaliningrader Gebiet isoliert zu werden.
Die Kernthese der Arbeit lautet: An der neuen Ostgrenze der EU mit der Russischen Föderation treffen Regionen mit asymmetrischen wirtschaftlichen und institutionellen Ausgangsbedingungen aufeinander, ohne deren Beachtung Kooperation nicht gelingen kann. Diese Asymmetrien lassen erwarten, dass es besonders in den Grenzgebieten, die unmittelbar von den Problemen betroffen sind, zu einer Reihe von konfliktreichen Problemlagen kommt. Dies gilt insbesondere für die Kooperation der russischen Region Kaliningrad mit ihren Nachbarn, denn die Region ist mit der Erweiterung der EU um Polen und Litauen zu einer russischen Enklave innerhalb der Union geworden. Deshalb wird der Frage nachgegangen, wie grenzüberschreitende Kooperation zwischen Regionen unter den Bedingungen asymmetrischer Interdependenz aussehen muss, um einer erneuten Teilung zwischen Ost- und Westeuropa entgegen zu wirken und zu einer gesamteuropäischen Integration beizutragen.
Die Dissertation wurde am Schleswig-Holsteinischen Institut für Friedensforschung (SCHIFF) - heute: Arbeitsbereich Friedens- und Konfliktforschung des Instituts für Sozialwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - durchgeführt.
Im Rahmen des Pojektes sind im Oktober und November 2004 sowie im Februar 2005 Forschungsreisen nach Kaliningrad sowie in die angrenzenden polnischen Regionen Warminsko-Mazurskie und Pomorskie und die angrenzenden litauischen Kreise Klaipeda und Marijampole sowie in den litauischen Kreis Siauliai unternommen worden. Vor Ort sind 46 Leitfaden gestützte Interviews mit Experten in der grenzüberschreitenden Kooperation geführt worden sowie Material über bestehende Kooperationen gesammelt worden.